Das Buch „Lebensreisen -Treffpunkt Grafing“, das in Zusammenarbeit mit Schülern der Montessori Schule Niederseeon und Bewohnern des SeniorenHauses Grafing erstellt wurde, ist im Mai 2008 bei der Familienwoche des Landratsamtes Ebersberg vorgestellt worden.
Den Jugendlichen öffneten die Bewohner des Seniorenhauses Grafing ihr Herz und erzählten freimütig aus ihrem Leben. Was die Schüler und Schülerinnen der Montessori-Schule Niederseeon mit ihrem Lehrer Thomas Hepperle hier niederschrieben, ist Geschichte aus erster Hand, die kein Lehrbuch vermitteln kann. Die Erinnerungen und Einsichten von Menschen der Jahrgänge 1914 bis 1934 drehen sich keineswegs nur um düstere Kriegserlebnisse. Es sind Lebenswege, die von Südafrika, Mähren, oder Ostpreußen nach Grafing führten, und nicht weniger abenteuerlich sind die Geschichten der Einheimischen.
Wie fröhlich und unbeschwert die Jugend sein konnte, auch das war neu für die Schüler. Frauen, die bei Kriegsausbruch oft schon verheiratet waren, berichten von glücklichen Kindheits- und Jugenderlebnissen, von behütetem Aufwachsen, von der Tanzstunde. Wie sie sich dann durchschlugen in Bombennächten, wie die Männer in Kriegsdienst und Gefangenschaft überstanden – für heutige Jugendliche Erzählungen aus einer fremden Welt und doch ganz nah im vertrauten Gespräch. Die Zeit der großen Verluste lebt wieder auf, Verlust der Heimat, der Angehörigen, die unvorstellbaren Überlebenskämpfe der Flucht.
„Was sind denn Essensmarken?“, fragen die Schüler, „ was war Schwarzmarkt, was ist Hamstern?“ Die Not der Nachkriegszeit wird auf 165 Seiten ebenso lebendig wie der Aufbau, das Glück mit den Kindern, der Beruf, gar eine Opernkarriere eindrucksvoll beschrieben. Gejammert wird nicht, ja, „ihr habt es in so vieler Hinsicht schwerer“, sagt eine Dame, die den Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer persönlich kannte. Es waren schwierige Wege in schwierigen Zeiten und doch ergibt sich das Bild von Menschen in Harmonie mit sich selbst an ihren Lebensabend .